Zur geplanten Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen in Stadien
,Die Innenministerkonferenz (IMK) wird sich vom 3. bis 5. Dezember in Bremen u. a. mit der Sicherheit in den deutschen Stadien befassen. Geplant sind weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes, die besonders in organisierten Fangruppen auf Kritik stoßen. Die BSW-Fraktion warnt davor, im Fußball immer weitergehende Kontrollinstrumente einzuführen, ohne Fans und Vereine einzubeziehen. Vorgesehen sind unter anderem verpflichtend personalisierte Tickets, schärfere Stadionverbote, erweiterte Datenbanken sowie ein Ausbau der Videoüberwachung – Eingriffe, die tief in die Fankultur reichen und nach aktuellem Stand weitgehend ohne Beteiligung derjenigen erfolgen sollen, die das Stadionerlebnis tragen.
Sven Küntzel, innenpolitischer Sprecher der BSW-Fraktion: „Man kann über Sicherheit sprechen, aber nicht über die Köpfe von Fans und Vereinen hinweg. Wer hinter verschlossenen Türen Überwachung ausweiten und zusätzliche Hürden schaffen will, verliert den Kontakt zur Realität im Stadion.“
Besonders kritisch sieht das BSW die Überlegungen, Videoüberwachung im und rund um das Stadion weiter auszubauen – teilweise sogar mit automatisierter Auswertung bis hin zu Gesichtserkennung. Das würde einen tiefen Eingriff in die Privatsphäre der Besucher bedeuten, ohne dass ein tatsächlicher Sicherheitsgewinn belegt wäre. Statt Dialog und Zusammenarbeit setzt die IMK damit aus Sicht des BSW zu stark auf Technik und Kontrolle.
Dabei zeigen die aktuellen Daten, dass deutsche Stadien bereits heute sichere Orte sind. Laut dem Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) habe die Polizei in der Saison 2024/25 rund 22 Prozent weniger Strafverfahren eingeleitet, die Zahl der verletzten Personen sank um 17 Prozent auf 1.107 Fälle – bei einer Steigerung der Besucherzahlen um rund eine Million. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Stadionbesuch verletzt zu werden, liegt damit bei 0,00438 Prozent.
Diese Zahlen machen klar: Die große Mehrheit der Fans verhält sich friedlich. Vereine, Fanprojekte und lokale Akteure leisten seit Jahren erfolgreiche Präventionsarbeit. Statt diese Strukturen ernst zu nehmen, wird auf Maßnahmen gesetzt, die Misstrauen verstärken und den Stadionbesuch bürokratischer und weniger frei machen.
Das BSW fordert deshalb, Fans und Vereine verbindlich an allen sicherheitsrelevanten Entscheidungen zu beteiligen. Sicherheit entsteht dort, wo Verantwortung geteilt wird, nicht dort, wo Freiheit durch immer neue Kontrollinstrumente ersetzt wird. Eine kluge Sicherheitspolitik setzt auf Augenmaß, Transparenz und echte Zusammenarbeit statt auf Generalverdacht.
„Wir wollen sichere Stadien, aber sicher heißt nicht überwacht. Wer nachhaltige Sicherheit will, setzt auf die Menschen, die den Fußball tragen: auf die Vereine, die Fanarbeit und die Fans selbst. Ohne deren Einbindung wird kein Konzept funktionieren.“